Mit dem Verlust einer Grundfähigkeit kann unser Privatleben an Lebensqualität verlieren. Da die Ausführung des Berufes oftmals sämtliche körperlichen und geistigen Fähigkeiten beansprucht, ist eine finanzielle Absicherung durch den Wegfall der Arbeitsfähigkeit existenziell. Insbesondere als Alleinverdiener oder Hauptverdiener einer Familie bedroht die Einschränkung das finanzielle Überleben. Hier kann die Grundfähigkeitenversicherung sinnvoll sein und als lukrative Alternative zur altbewährten Berufsunfähigkeitsversicherung dienen. Welche Vor- und Nachteile beide Versicherungsarten voneinander unterscheiden, wie sie funktionieren und in wann sich eine Versicherung für dich lohnt, erfährst du in diesem Ratgeber.
Wie funktioniert eine Grundfähigkeitenversicherung?
Eine Grundfähigkeitenversicherung zählt wie die Berufsunfähigkeitsversicherung zu den elementaren Arbeitskraftversicherungen. Sinn und Zweck ist die finanzielle Absicherung im Falle eines Verlustes einer Grundfähigkeit, wie beispielsweise das Sehvermögens. Die Höhe und Laufzeit der Versicherungszahlungen sind flexibel im Vertrag wählbar. Die Leistungen der Grundfähigkeitenversicherung entsprechen im Grunde der BU, unterscheiden sich allerdings im Bezug auf auslösende Faktoren.
Während eine Berufsunfähigkeitsversicherung lediglich zahlt, insofern die Fähigkeit zur Ausübung deines aktuellen Berufs nicht mehr gegeben ist, reicht bei der Grundfähigkeitenversicherung der Verlust einer der im Vertrag genannten Grundfähigkeiten wie z.B. das Hören oder Sehen. Zu den versicherbaren Grundfähigkeiten zählen sowohl geistige als auch körperliche Komponenten. Ob Möglichkeit zur Weiterführung des Berufs nach Verlust fortbesteht, ist für den Leistungsanspruch unerheblich, obgleich die Wiederaufnahme der Arbeit als Folge des Unfalls oder der Krankheit oftmals nicht weiter möglich ist.
Damit die Berufsunfähigkeitsversicherung greift, muss die Ausübung des Berufes zudem über einen bestimmten Zeitpunkt nicht möglich sein. Je nach Versicherung liegt dieser Zeitraum in der Regel zwischen einem halben bis hin zu drei Jahren. Je niedriger der gewählte Zeitpunkt, desto eher besteht ein Anrecht auf die Leistungszahlungen. Ist es dir im Nachgang wieder möglich, deine Arbeit auszuüben (weil sich dein Gesundheitszustand wieder verbessert hat), erlischt dein Anspruch auf Zahlung einer Berufsunfähigkeitsrente.
Info: Einige Versicherer zahlen nur beim Verlust mehrerer Fähigkeiten Leistungen an den Versicherten aus. Ob eine solche Grundfähigkeitenversicherung sinnvoll für dich und deine individuelle Situation ist, lässt sich jedoch pauschal nicht sagen. Da die Arbeitsunfähigkeit allerdings bereits beim Verlust einer einzigen Grundfähigkeit eintreten kann, solltest du wirklich genau überlegen, ob ein anderer Versicherer nicht vielleicht besser für dich ist.
Welche Grundfähigkeiten gibt es?
Es gibt eine Vielzahl an verschiedenen Grundfähigkeiten, die im Versicherungskatalog oftmals in verschiedene Kategorien gegliedert sind. Man unterscheidet zwischen primären und sekundären, geistigen und körperlichen Fähigkeiten. Zu den körperlichen Fähigkeiten zählen so etwa:
- Sehen
- Hören
- Sprechen
- Schreiben
- Sitzen
- Handkoordination
- Fingerkoordination
- Stehen
- Gehen
- Heben
- Autofahren
- Gleichgewichtssinn
Die versicherbaren geistigen Fähigkeiten umfassen etwa Gedächtnisverlust, Konzentrationsstörungen oder eine Psychische Erkrankung.
Die Absicherung physischer Fähigkeiten ist allerdings nur in beschränktem Rahmen möglich. Hier ist die Schranke bis zum Erreichen des Leistungsfalls deutlich erhöht. In der Regel sind nur vehemente psychische Erkrankungen oder auf körperlichen Ursachen basierende Krankheiten abgesichert. Es handelt sich etwa um das Wegfallen der Gedächtnisleistung oder Konzentrationsstörungen. Sie können etwa in Folge eines Schlaganfalls entstehen und die Ausübung einer mental fordernden oder komplexen Tätigkeit verhindern.
Info: Für den Leistungsanspruch genügt oftmals der Wegfall einer primären Grundfähigkeit wie Sehen, Laufen oder Sprechen. Bei einigen Versicherern tritt der Leistungsfall jedoch erst beim Verlust mehrerer sekundärer Grundfähigkeiten wie Autofahren, Bücken oder Sitzen ein.
Wie hoch sind die Kosten einer Grundfähigkeitenversicherung?
Die Versicherungsprämie richtet sich nach der Risikoklasse sowie dem allgemeinen Gesundheitszustand des Versicherten. Je risikobehafteter die private Freizeitgestaltung oder das Berufsfeld, desto höher fällt der Risikozuschlag aus. Neben dem Alter spielen das Einstiegsalter, die gewünschte Rentenhöhe, der Umfang sowie die Laufzeit des Vertrags eine Rolle bei der Kostenermittlung.
Info: Da viele verschiedene Faktoren in die Preisgestaltung einfließen, lässt sich kein konkreter Preisbereich für Verbraucher nennen. Für eine realistische Einschätzung der Kosten führt kein Weg an einer persönlichen Beratung durch einen Versicherungsexperten vorbei. Fordere jetzt deinen Termin an und lasse dir ein unverbindliches Angebot erstellen.
Grundsätzlich ist die Grundfähigkeitenversicherung sinnvoll und als Einkommensabsicherung deutlich günstiger als die Berufsunfähigkeitsversicherung. Grund hierfür sind die höheren Anforderungen für einen Leistungsanspruch im Vergleich zur BU. Eine Auszahlung erfolgt schließlich erst, wenn eine der Grundfähigkeiten wie das Hören über einen Zeitraum von mindestens einem halben Jahr in einem beachtlichen Umfang abhanden gekommen ist.
Im Vergleich hierzu leistet eine BU sogar dann, wenn die abrufbare Leistung im Beruf auf den Schwellenwert von unter 50 Prozent sinkt. Die Kosten für die Grundfähigkeitenversicherung und Berufsunfähigkeitsversicherung wären beide steuerlich als Vorsorgeaufwand absetzbar. Den hier absetzbaren Maximalbetrag nutzt du jedoch in aller Regel schon mit deinen Beiträgen zur Krankenversicherung voll aus. Wie du hier jedoch noch mehr aus deinen steuerlichen Möglichkeiten rausholen kannst, erkläre ich dir in einem anderen Artikel auf unserer Homepage.
Was ist der Unterschied zwischen einer Berufsunfähigkeitsversicherung und einer Grundfähgkeitsversicherung?
Grundsätzlich leistet die Grundfähigkeitenversicherung beim Wegfallen einer elementaren Grundfähigkeit. Der Leistungsanspruch ist hier im Vergleich zur Berufsunfähigkeit nicht an die Fähigkeit zur Ausübung des Berufes gekoppelt. Beim Versicherer lassen sich eine oder mehrere der Grundfähigkeiten auswählen und absichern. Im Falle eines Verlustes zahlt der Versicherer monatliche Leistungen an den Versicherungsnehmer aus und zwar vollkommen unabhängig von der Berufstätigkeit.
Eine Berufsunfähigkeitsversicherung greift jedoch erst beim Erlöschen der Berufsfähigkeit. Hier muss die Gesundheit stark eingeschränkt sein und die Aufnahme der Arbeit nach Krankheit oder einem Unfall verhindern. Grundsätzlich sind beide Versicherungen (wie auch eine Unfallversicherung) als Existenzsicherung zu sehen und schützen vor dem finanziellen Ruin, weshalb beide Versicherungen je nach Art des Berufs ihre Schwächen und Stärken haben.
Für welche Personen ist eine Grundfähigkeitenversicherung sinnvoll?
Im Allgemeinen bietet die Berufsunfähigkeitsversicherung einen umfassenderen Schutz zur Absicherung der finanziellen Existenz. Der Versicherungsschutz erstreckt sich über sämtliche gesundheitliche Gebrechen, die zum Verlust der Arbeitsfähigkeit führt. Als alternative Einkommensabsicherung lockt die Grundfähigkeitenversicherung jedoch durch günstigere Prämien.
In beiden Fällen sind die Hürden für den Erhalt der vertraglich ausgemachten Leistungen sehr hoch. Gerade im Falle einer Grundfähigkeitenversicherung laufen Versicherte Gefahr, beim Verlust einer Fähigkeit wie dem Hören lange Zeit auf Leistungen der Versicherungsgesellschaft zu warten. Eine Berufsunfähigkeit löst im Falle einer GV zudem nicht zwangsläufig einen Versicherungsfall aus, etwa dann, wenn besagte Fähigkeit für die Ausübung des Berufs unzureichend vorhanden, jedoch nicht im genügenden Ausmaß für den Leistungsanspruch verloren ist.
Sinnvoll ist die Versicherung in erster Linie für Menschen in Handwerksberufen, die mit der GU einen erschwinglichen Versicherungsschutz erlangen können, währen eine BU aufgrund des hohen Risikoaufschlags deutlich teurer wäre. Auch Personen mit diversen Vorerkrankungen kommen mit der Grundfähigkeitenversicherung sinnvoll in den günstigen Besitz einer finanziellen Absicherung. Insbesondere dann, wenn du in der Vergangenheit in einer psychotherapeutischen Behandlung warst, ist die Grundfähigkeitsversicherung sinnvoll, denn einen Versicherungsschutz im Rahmen einer Berufsunfähigkeitsversicherung wird hier in der Regel nicht mehr möglich sein. Wie es sich in der BU mit der Gesundheitsprüfung verhält und was du dabei beachten solltest, erfährst du HIER.
Auf was solltest du achten?
1. Grundfähigkeiten: Der genaue Wortlaut ist entscheidend für die Qualität einer Versicherung. Eine schlechte Versicherung gewährleistet den Anspruch erst beim vollständigen Verlust einer Grundfähigkeit, während schon der partielle Wegfall zu einem Berufsverlust führen kann und abgesichert sein sollte.
2. Leistungsanspruch: Ein Leistungsanspruch sollte bereits beim Wegfall einer primären Fähigkeit bestehen.
3. Auszahlung: Die Leistungen der Grundfähigkeitsversicherung sollten vergleichbar mit denen einer Berufsunfähigkeitsversicherung sein.
Ich möchte an dieser Stelle betonen, dass vor allem der ersten Punkt der vorangegangen Aufzählung wichtig ist. Denn ob eine Grundfähigkeitenversicherung sinnvoll greifen kann, hängt einzig und allein von den Bedingungswerken ab. Bedenke immer, dass du im Fall der Fälle genau den Passus treffen musst, wie er im jeweiligen Bedingungswerk hinterlegt ist.
Fazit
Unser Ratgeber soll dir nur einen kompakten Überblick zu dem Thema verschaffen und kann eine vollständige Beratung durch einen Spezialisten niemals ganz ersetzen. Du möchtest dich mit dem Thema „Absicherung der Arbeitskraft“ auseinandersetzen und bist dir nicht sicher, ob eine Grundfähigkeitenversicherung sinnvoll ist oder ob in deinem Fall nicht eher eine Berufsunfähigkeitenversicherung greifen sollte? Dann melde dich gerne zu einem unverbindlichen Gespräch mit einem unserer Experten.