„Selbstbeteiligung Private Krankenversicherung“ ist eine der häufigsten Suchanfragen auf Google und auch in meinen täglichen Gesprächen nimmt dieses Thema einen wichtigen Platz ein. Grund genug für mich, mich mal in einem Artikel öffentlich damit auseinanderzusetzen. Durch den Einschluss eines Selbstbehaltes oder einer Selbstbeteiligung in die Private Krankenversicherung, kannst du den monatlichen Beitrag deiner PKV durchaus deutlich senken. Doch macht der Einschluss einer Selbstbeteiligung wirklich immer Sinn und welche Möglichkeiten gibt es überhaupt? Alles, was Du wissen musst, erfährst du im folgenden Artikel
Welche Selbstbehaltsformen gibt es?
Absoluter Selbstbehalt
Wählst Du in deinem Tarif einen absolute Selbstbeteiligung, bekommst du bis zu dieser Grenze keinerlei Erstattung ausgezahlt. Ist deine Selbstbeteiligung z.B. bei 400 oder 800 Euro, geht dieser Betrag erst einmal zu deinen Lasten. Wichtig zu wissen ist, dass es sich um einen fixen Selbstbehalt pro Jahr und nicht pro Rechnung handelt. Übersteigen deine angesammelten Rechnungen im Kalenderjahr also den vereinbarten Betrag, bekommst du darüber hinaus ganz normal die vertraglich zugesicherte Leistung ausgezahlt.
Die Höhe der angebotenen Selbstbeteiligungen variieren sehr stark am Markt. So gibt es Tarif ohne jegliche Selbstbeteiligung aber auch Tarife mit höheren Selbstbeteiligungen 5.000 Euro oder mehr pro Jahr.
Prozentualer Selbstbehalt
Anders als beim absoluten Selbstbehalt, bekommst du hier schon ab der ersten eingereichten Rechnung eine Erstattung und der Krankenversicherer behält sich lediglich einen prozentualen Anteil der Rechnung ein. So ist ein gängiger Anteil ein Einbehalt von 10% oder 20% der Gesamtrechnung wobei wichtig zu erwähnen wäre, dass der maximale Einbehalt seitens des Versicherers meistens nach oben hin gedeckelt ist. In unserem Top-Tarif haben wir so zum Beispiel einen Selbstbehalt von 20%, maximal jedoch 400 Euro im Jahr.
Für beide Formen der Selbstbeteiligung gibt es nochmal unterschiedliche Ausprägungen. So fällt sie bei manchen Versicherern nur an, wenn du eine ambulante Behandlung hast, nicht jedoch bei einer Behandlung im Krankenhaus oder für zahnärztliche Leistungen.
Für wen macht ein (höherer) Selbstbehalt keinen Sinn?
Bist Du angestellter Arbeitnehmer und versicherst Dich in einer Privaten Krankenversicherung, zahlt dein Arbeitgeber weiterhin die Hälfte deines Krankenversicherungsbeitrages. Vereinbarst du also in deinem Tarif eine Selbstbeteiligung um monatliche Beiträge zu sparen, fließt die Hälfte dieser Ersparnis zu deinem Arbeitgeber. Die Kosten einer Selbstbeteiligung trägst du jedoch allein. In den meisten Fällen macht es für einen Arbeitnehmer also keinen Sinn einen größeren Selbstbehalt mit einzubauen.
Um die Auswirkungen einer Selbstbeteiligung auf deine Private Krankenversicherung mal deutlicher zu machen, siehst du in der folgenden Graphik mal 3 Tarifvarianten, welche sich lediglich durch die Höhe der vereinbarten Selbstbeteiligung unterscheiden. Alle anderen Leistungen sind also gleich.
Selbstbehalt | 400,00 € | 800,00 € | 1.600,00 € |
Monatsbeitrag | 462,20 € | 406,31 € | 344,16 € |
Jahresbeitrag | 5.546,40 € | 4.875,72 € | 4.129,92 € |
Arbeitgeberanteil | 2.773,20 € | 2.437,86 € | 2.064,96 € |
Arbeitnehmeranteil | 2.773,20 € | 2.437,86 € | 2.064,96 € |
max. Selbstbehalt | 400,00 € | 800,00 € | 1.600,00 € |
max. Gesamtkosten | 3.173,20 € | 3.237,86 € | 3.664,96 € |
Ausgegangen bin ich immer von einer Situation, in der du irgendwann einmal so viel Rechnungen einreichst, dass immer der maximale Selbstbehalt ausgeschöpft werden müsstest. Hast Du jetzt einen Tarif mit 400 Euro Selbstbeteiligung, kommen im Jahr maximale Kosten in Höhe von 3.173,20 Euro auf dich zu. In der nächst höheren Tarifvariante mit 800 Euro Selbstbehalt sind es schon 50 Euro mehr pro Jahr und in der höchsten SB-Stufe kämen schon 500 Euro an Mehrkosten pro Jahr auf dich zu.
Für wen macht der Einschluss eines Selbstbehaltes Sinn?
Bist du als Selbständiger oder Freiberufler in der Privaten Krankenversicherung, musst du den Beitrag hierzu (analog der Gesetzlichen Krankenkasse) komplett selbst entrichten. Analog dem Beispiel für Angestellte, ändert sich an den Grundbeiträgen erst einmal nichts. Lediglich der Arbeitgeberzuschuss fällt weg weshalb für einen Selbständigen oder Freiberufler durchaus auch eine höhere Selbstbeteiligung in der Privaten Krankenversicherung Sinn machen kann.
Selbstbehalt | 400,00 € | 800,00 € | 1.600,00 € |
Monatsbeitrag | 462,20 € | 406,31 € | 344,16 € |
Jahresbeitrag | 5.546,40 € | 4.875,72 € | 4.129,92 € |
max. Selbstbehalt | 400,00 € | 800,00 € | 1.600,00 € |
max. Gesamtkosten | 5.946,40 € | 5.675,72 € | 5.729,92 € |
Was aber auch dieses Beispiel zeigt ist, dass eine ganz hohe Selbstbeteiligung auch für die Gruppe der Selbständigen und Freiberufler keinen Sinn macht. Bitte bedenke hier immer, dass du im Moment vielleicht gesund bist und den maximal vereinbarten Selbstbehalt gar nicht ausschöpfen würdest. In aller Regel wird man im Laufe seines Lebens jedoch nicht gesünder und verursacht eher mehr Kosten als weniger. Entscheidest du dich heute für einen Tarif mit hoher Selbstbeteiligung in der Privaten Krankenversicherung, kannst du später nicht ohne weiteres wieder in einen Tarif mit niedrigem Selbstbehalt wechseln. Verschlechtert sich dein Gesundheitszustand, kann der Krankenversicherer einer Verbesserung deiner Leistung (Senkung des Selbstbehaltes) auch widersprechen.
Selbstbeteiligung Private Krankenversicherung und die weiteren Auswirkungen
Neben der Höhe der möglichen maximalen Gesamtkosten gibt es noch weitere Auswirkungen, die die Wahl einer Selbstbeteiligung mit sich bringen. Da ich diese in einem anderen Artikel schon ausführlich behandelt habe, möchte ich an dieser Stelle nur kurz darauf eingehen.
Beitragsrückerstattung
Viele Anbieter bieten dir die Möglichkeit einer Beitragsrückerstattung wenn du innerhalb eines Kalenderjahres keine Leistungen beim Krankenversicherer einreichst. Die Höhe einer möglichen Beitragsrückerstattung hängt in vielen Fällen vom Beitrag ab. So bekommst du z.B. bei völliger Leistungsfreiheit 2 Monatsbeiträge zurück. Wählst du jedoch eine hohe Selbstbeteiligung, reduzierst du damit den Beitrag und damit auch die Höhe einer möglichen Beitragsrückerstattung
Steuererstattung
Deine Krankenversicherungsbeiträge kannst du im Rahmen der Basisabsicherung von der Steuer absetzen und bekommst so vom Finanzamt einen Teil wieder erstattet. Die in meinen Beispielen beschriebenen Auswirkungen auf die maximalen Gesamtkosten sind immer im Rahmen einer Bruttobetrachtung aufgelistet. Aber auch hier gilt, zahlst du weniger Beitrag, sinken auch deine absetzbaren Beiträge und somit deine Steuererstattung.
Alterungsrückstellungen
Grundsätzlich finde ich es wichtig, so viel wie möglich Rückstellungen fürs Alter zu bilden. Umso mehr Beitrag du in jungen Jahren einbezahlst umso mehr Rückstellungen bildest du auch und musst im Alter idealerweise gar keinen Beitrag mehr bezahlen. Willst du bei einem Wechsel in die Private Krankenversicherung jetzt so viel wie möglich Geld sparen, sparst du zwangsläufig auch weniger Alterungsrückstellungen an und tust am Ende vielleicht nur deinem Arbeitgeber und dem Finanzamt einen Gefallen, weil du ihnen Beitragsanteile einsparst.
Fazit
Das Thema Selbstbeteiligung Private Krankenversicherung ist also durchaus ein Thema, dem man sich in der Beratung ein wenig Zeit widmen sollte. Ob und wie hoch ein Selbstbehalt für dich Sinn macht, hängt immer von mehreren Faktoren ab. Zum leichteren Verständnis bin ich in diesem Beitrag lediglich auf die Auswirkungen auf den Beitrag bzw. die maximalen Gesamtkosten eingegangen und habe die Auswirkungen einer möglichen Beitragsrückerstattung oder auch steuerliche Aspekte nur kurz angeschnitten.
Beides gehört jedoch genauso in eine gute Beratung wie die oben ausführlich beschrieben Auswirkungen. Du interessierst dich für ein konkretes Angebot? Dann melde dich gerne bei mir und wir nehmen uns die Zeit um den für dich besten Weg zu finden.