Nachdem ich mich schon in den letzten beiden Beiträgen zu den notwendigen Skills eines Privaten Krankenversicherers geäußert, setze ich meine Ausführungen im heutigen dritten Teil gerne fort.
Ich werde nicht müde zu sagen, dass der aktuelle Preis einer Privaten Krankenversicherung (PKV) kein verlässliches Entscheidungskriterium darstellt. Gerne erinnere ich an meine Worte aus dem ersten Teil dieser Reihe, in der ich kurz auf den letzten Testsieger (Stiftung Finanztest) für Selbständige einging. Lediglich ein Monat nach Veröffentlichung des Tests, wurde der Beitrag seitens des Krankenversicherers um ca. 34 Prozent nach oben angepasst.
Es müssen also andere Kriterien her, um die Qualität einer PKV einschätzen zu können. Im heutigen dritten Teil möchte ich deswegen einmal den Blick in Richtung Kalkulation richten und darstellen, warum ein zu niedrig kalkulierter Beitrag fatale Folgen für dich haben wird.
Vorausschauende beitragsstabilisierende Kalkulation
Die Grundlage einer Beitragskalkulation ist immer der erwartete Leistungsverlauf sein. Zu Beginn einer Vertragslaufzeit (also in den ersten Jahren nach Abschluss), sind wird nur sehr wenig Beitrag benötigt, um die Leistungsausgaben zu begleichen. In der Rentenphase steigt dann der Leistungsverlauf stark an. In den letzten Tagen, Wochen und Monaten des Lebens entstehen statsistisch gesehen die höchsten Kosten.
Ein guter Krankenversicherer verfügt über knapp 100 Jahre eigene Erfahrung im Bereich der Privaten Krankenversicherung, hat also genug eigene Daten um die Leistungsausgaben sehr genau zu kalkulieren. Ist die Unternehmenshistorie noch nicht so lange, muss der Krankenversicherer diese Leistungsdaten extern einkaufen was immer mit größeren Ungenauigkeiten verbunden ist.
Ziel deines zukünftigen Krankenversicheres sollte es sein, dass dein Beitrag über die Jahre so stabil wie möglich ist. Stabil heißt in diesem Zusammenhang, in der Kaufkraft gleich zu bleiben. Dein Beitrag sollte im Zeitverlauf immer den gleichen prozentualen Anteil deines Einkommesns beanspruchen, also nicht wesentlich über der Inflationsrate ansteigen.
Um dieses Ziel erreichen zu können, muss zu Beginn ein höherer Beitrag kalkuliert werden, damit von Anfang an Alterungsrückstellungen gebildet werden können. Diese Rückstellungen weren dann ab dem 65. Lebensjahr wieder aufgelöst, um den Leistungsverlauf abzumildern.
Idealerweise bleibt dein Beitrag über die ganze Laufzeit, bis auf die Anpassungen im Rahmen der Inflation, stabil. Wenn der Angangsbeitrag jedoch zu niedrig gewählt wird z.B. weil dein Krankenversicherer mehr Zinserträge einkalkuliert als er tatsächlich langfristig erwirtschaften kann (zu hoher Rechnungszins), können nicht genügend Alterungsrückstellungen gebildet werden, die sich dann wiederum nicht verzinsen können. Dadurch muss der Beitrag später zwangsläufig deutlich höher ansteigen, Spätestens in der Rentenphase kommt also das böse Erwachen.
Kostensensibilisierende Elemente
Aus Sicht eines Privaten Krankenversicherers, gibt es mehrere Möglichkeiten kostensensibilisierend in ein Tarifwerk einzugreifen wobei mit kostensensibilisierend gemeint ist, die eigenen Kunden mehr in die Verantwortung zu nehmen.
In meinen Beratungsgesprächen nutze ich immer wieder gerne die bildhafte Darstellung eines Supermarktparkplatzes Die etwas älteren unter uns können sich vielleicht noch an das Chaos erinnern, bevor man auf die gloreiche Idee mit den Münzen im Einkaufswagen gekommen ist. Jeder hat seinen Einkaufswagen genau dort stehen gelassen, wo er zuletzt gebraucht wurde und Abends durfte ein Mitarbeiter des Supermarktes den ganzen Parkplatz ablaufen um die einzelnen Einkaufswägen einzusammeln.
Heute sieht das Bild hier schon etwas anders auf. Da läuft der Familienvater gerne über den ganzen Parkplatz nur um am Ende seiner Reise seinen orangenen Plastikchip vom Baumarkt wieder zurückzubekommen. Man hat es offensichtlich geschafft, die Menschen so zu erziehen, dass wieder Ordnung auf unseren Supermarktparkplätzen herrscht.
Und genauso wichtig ist eine leichte Form der „Erziehung“ im Rahmen einer Privaten Krankenversicherung. So sind aus meiner Sicht geringe und vor allem prozentuale Formen von Selbstbeteiligungen von enormer Bedeutung für die nachhaltige Beitragsstabilität eines Tarifwerks.
Wenn etwas nichts kostet (also keine Selbstbeteiligung vorgesehen ist), macht sich ein groh der Menschheit eher weniger Gedanken wie sinnvoll und notwendig eine Behandlung wirklich ist. Natürlich gehe ich da auch 3 mal die Woche zur Massage wenn die Kosten dafür von meinem Krankenversicherer übernommen werden und natürlich wähle ich bei der Brille das teurere Designermodell, wenn ich selbst dafür nicht in meine eigene Tasche greifen muss. Kurzum, jeder versucht das beste für sich rauszuholen, ohne Rücksicht auf eine medizinische Notwendigkeit und ohne Kenntnis der langfristigen Auswirkungen auf den Beitrag.
Häufig für aber schon die Einführung eines geringen Selbstbehaltes (im ambulanten Bereich) für eine spürbare Sensbilisierung des Kunden und damit für langfristig stabilere Beiträge. Mit Blick auf die erste Grafik oben, ist dies aus meiner Sicht ein wichtiger Schritt um im Spannungsfeld eines Krankenversicherers gut bestehen zu können.
Fazit ein guter Krankenversicherer Teil 3
Leider gibt es immernoch zu viele Krankenversicherer am Markt, die gerade im Bereich der vorausschauenden beitragsstabiliserenden Kalkulation bewusst mit falschen Karten spielen um so nach außen hin einen günstigen Beitrag zu suggerieren. Ziel meiner Arbeit ist es, hier für mehr Aufklärung (auch unter den Vermittlern) zu sorgen und dich als Kunden vor solchen unseriösen Angeboten besser zu beschützen.